Die großen Damen der Champagnerwelt


"Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin, und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin; und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe." 
Dieses Zitat von Madame Lily Bollinger, welches sie 1961 bei der Bollinger Jahrgangspräsentation in London aussprach, ist legendär. Aber es beschreibt tatsächlich die Liebe vieler Damen, und natürlich auch Herren, zu diesem ausgesprochen feinen Getränk. Die Geschichte des Champagner ist eng verwoben mit den Schicksalen einiger mutiger und vor allem starken Frauen, welche es durch ihre Tatkraft geschafft haben, dass ihre Champagnerhäuser noch heute von Weltruf sind.


Da wäre zunächst einmal Barbe-Nicole Clicquot, geborene Ponsardin. Die 1777 geborene „Grand-Dame“ der Champagnerwelt war die erste Frau überhaupt, die ein Champagnerhaus leitete. Als sie ihren Mann, Francois Clicquot einen Champagnerkellereibesitzer, heiratete schien alles in Ordnung. Doch schon einige Jahre später starb dieser und hinterließ ihr und ihrer gemeinsamen Tochter Clementine die Kellerei, welche damals rund 100.000 Flaschen produzierte. Ihrem Geschäftssinn ist es zu verdanken, dass das Haus eines der damals erfolgreichen überhaupt wurde. Die Witwe Clicqout (Witwe = Veuve) hatte einen ausgesprochen guten Geschäftssinn und exportierte die Champagner nach ganz Europa, vor allem nach Russland, was sich schnell zum Hauptabnehmer für die Schaumweine entwickelte. Sie war es auch, welche mit ihren Kellermeistern das Rütteln und Degorgieren erfand. Das erste Rüttelpult soll demnach aus einem alten Küchentisch entstanden sein. Auch die Geschichte des deutschen Sekts ist maßgeblich mit dem Hause Clicqout verbunden: so kam Georg Christian von Kessler, ein junger Deutscher, im Jahre 1807 in das Haus. Zunächst als Prokurist tätig, wurde er schnell zum geschätzten Teilhaber. Nachdem dieser 1826 nach Deutschland zurückkehrt, gründete er die Kessler Sektkellerei, die erste und älteste noch aktive Kellerei Deutschlands. Bis zu ihrem Tod 1866 erhöhte die Veuve Clicqout das Produktionsniveau auf 750.000 Flaschen und hinterließ so ein ausgesprochen florierendes Geschäft. Noch heute sind die Flaschen mit den schlichten, aber eleganten gelben Etiketten aus keinem Fachhandel wegzudenken.


Eine weitere wichtige Frau war Louise Pommery. Diese übernahm im Jahr 1860, nach dem Tod ihres Mannes und nur 4 Jahre nach der Gründung, das Champagnerhaus Pommery, damals noch als Pommery & Greno bekannt. Sie baute das Haus konsequent weiter aus und setzte vermehrt auf Export, vorrangig nach England. So erkannte sie schnell, dass die Engländer ihren Champagner eher weniger süß bevorzugten. In Zusammenarbeit mit ihrem Kellermeister entwickelte sie so den ersten „Brut Nature“ Champagner, einen Champagner also ohne nachträgliche Süßungszugabe. Sie gilt daher als Erfinderin des Brut Champagner. Sie war es ebenfalls, die erkannte, dass die von den Römern in den Untergrund der Champagner geschlagenen Gänge durch die Kreidefelsen besonders geeignet für die Lagerung der edlen Champagner sind.

Das Traditions Champagnerhaus Laurent-Perrier wurde ebenfalls von der Tatkraft einer Frau bestärkt. 1812 von Alphonse Pierlot gegründet, wächst das Haus in den nächsten Jahren zu stattlicher Größe heran. Um 1882 herum vermacht er das Champagnerhaus seinem damaligen Kellermeister Eugène Laurent, welcher das Haus nun gemeinsam mit seiner Frau, Mathilde-Emilie Perrier, weiterführt. Nach Laurents Tod übernimmt die Witwe in Eigenregie das Haus. Sie verbindet ihren Mädchennamen mit dem ihres Gatten und gründet Veuve Laurent-Perrier & Co. In den nächsten Jahren führt sie das Haus zu einer jährlichen Flaschenproduktion von über 50.000 Kisten Champagner und somit in die erste Riege der namhaften Produzenten.

Und noch heute sind es vielerorts die Frauen, welche die Champagnerhäuser führen. Im Vergleich zum Rest der Weinwelt ist der Frauenanteil in leitenden Positionen in der Champagne erfreulich hoch. So zum Beispiel Carol Duval-Leroy, welche das private Champagnerhaus Duval-Leroy mit Erfolg leitet. Oder aber Floriane Eznack, welche einst als jüngste (damals 22) und erste Kellermeisterin im Hause Jacquard einstieg.