Champagner in China - Boom oder Flop im Land des Drachen

China wird gerne als neuer Markt präsentiert, sei es für deutsche Autos, Rindersteaks oder Luxusartikel wir teure Handtaschen, Sonnenbrillen und Schmuck. Auch Wein aus Europa, vorrangig die teuren Rotweine aus Frankreich und auch Cognac, sorgen für Begeisterungsstürme in China. Gefördert durch die ausgeprägte Schenkungskultur in China werden edle Cognac-Flaschen gerne weiter verschenkt und danach stolz im Regal präsentiert. 22 Prozent der weltweiten Cognac Produktion geht mittlerweile nach China. Dieser Exportschlager brachte auch die Champagnerproduzenten auf die Idee, ihre edlen prickelnden Produkte in China zu vermarkten. Der stagnierende Champagnermarkt braucht dringend neue Zielgruppen, wer würde sich hier besser eignen als die Chinesen, welche sich mit Vorliebe für westliche Produkte begeistern?

Champagner ist in Europa, Russland und Amerika extrem beliebt. Das Getränk steht für Luxus, tolle Festlichkeiten und Kultur. Auch Asien ist mittlerweile ein großer Markt für Weine und Schaumweine. Für Pernod Ricard´s Champagnermarke „Mumm“ ist China mittlerweile schon der zweitgrößte Exportmarkt, für die Schwesternmarke Perrier Jouet der dritt größte. Das klingt gut, allerdings hat Champagner in China ein eklatantes Problem: die Kurzlebigkeit! Einmal geöffnet, verliert er seine prickelnde Eigenschaft leider recht schnell. Geöffneten Champagner kann man sich nicht mehr lange in den Schrank stellen. Dies ist für den chinesischen Konsument ungewohnt. Cognac hält sich mitunter sogar mehrere Jahre und ist zudem in einer sehr repräsentativen Flasche gefüllt. Während Cognac schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgreich ins Reich der Mitte exportiert wird, geschieht dies mit Champagner erst seit ein paar Jahren. Der Absatz steigt, wenn auch langsam. Der französische Touch des Champagners symbolisiert auch für die Chinesen westlichen Luxus und Wohlstand, wenn auch der trockene und prickelnde Rebsaft für ihre Kehlen eher ungewohnt ist. Kohlensäurehaltige Getränke haben es traditionell eher schwer auf dem chinesischen Markt.

 Zum Vergleich: während 2011 900.000 Liter Champagner getrunken wurden, tranken die Chinesen weit über 25 Mio. Liter Cognac. Diese Zahlen sprechen für sich. Durch hohe Importgebühren, Zölle und Gastronomieaufschläge sind die Champagnerpreise in China oft 3-mal so hoch als in West- und Mitteleuropa. Zudem kommt, dass Champagner eben schmeckt wie er schmeckt: sehr fein, edel, wenig süß. Champagner steht für Tradition und Klasse. In China stehen beim Verbraucher jedoch besonders aromatisierte Getränke, wie z.B. aromatisierter Wodka hoch im Kurs. Für solche „Innovationen“ ist Schaumwein aus der Champagne zum Glück nicht zu haben. Der Markt für Champagner in China wird sich in den nächsten Jahren vermutlich noch weiterentwickeln. Durch die Ausrichtung nach Westen werden immer mehr Menschen im Land Interesse an Produkten aus Europa haben. Champagner wird aber vermutlich noch lange nicht wegen seines feinen Geschmacks, sondern wegen seines Prestige bevorzugt werden.